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"Zungen"

KlangForum solo: Alice Belugou (Harfe)

BETRIEBSWERK

Zunge

Die Harfenistin des KlangForum Heidelberg, Alice Belugou, präsentiert sich in der Reihe "KlangForum - solo!" mit ihrer Duo-Partnerin und dem Projekt ZUNGE. Hierzu schreibt sie:

ZUNGE, Konzert mit drei Uraufführungen, untersucht die Frage der Kommunikation durch die Mehrsprachigkeit und die Verbindung zwischen Sprache und Persönlichkeit. Wir sind französische bzw. italienische Muttersprachler und leben und arbeiten in der Deutschschweiz. Obwohl unsere Kommunikationsweise auf Französisch basiert, wird sie stark von Italienisch, Deutsch und Englisch beeinflusst. Während die Globalisierung Sprachmischungen begünstigt, bleibt die Schweiz eines der emblematischen Länder der Mehrsprachigkeit.

Wir werden uns in ZUNGE einem kränklichen Sprachzustand zuwenden, wenn die Kommunikation nicht mehr dem Verstehen dient, sondern die Bedeutung verwirrt. Inspiriert hat uns der Roman Épépé von Ferenc Karinthy, in dem Budai, ein brillanter Linguist, in ein Universum eintaucht, dessen Sprache ihm unbekannt ist. Seine Bemühungen, sie zu lernen, sind vergeblich, denn dieses sich ständig wandelnde Kommunikationswerkzeug keine greifbare Logik hat. Nicolas von Ritter möchte die Idee der Sprache als Mittel der Verwirrung nutzen und ein Musiktheaterstück schreiben, das mit den Falschen Freunden zwischen Französisch und Italienisch spielt, mit einer Interviewerin und einer Interviewpartnerin, die glauben, sich falsch zu verstehen. Sein Stück verspricht lustige und verwirrende Momente.

Wer mehrere Sprachen fließend spricht weiss, dass verschiedene Aspekte der Persönlichkeit oder verschiedene Momente des Lebens mit der einen oder der anderen Sprache in Verbindung gebracht werden können (Estelle zählt beispielsweise die Nummern auf Französisch, aber die Währung dafür auf Italienisch). Inwieweit fördert Mehrsprachigkeit eine Form der Persönlichkeitsfragmentierung? Der zweite Text, der unsere Überlegungen nährte, ist Hermann Hesses Steppenwolf und insbesondere das Ende des Textes, das im Zaubertheater stattfindet. Der Schriftsteller, ein eingebürgerter Schweizer, porträtiert einen Charakter mit Doppelpersönlichkeit - Harry Haller / Steppenwolf. Beim Betreten des magischen Theaters ist die Persönlichkeit des Protagonisten nicht mehr zweigeteilt, sondern in eine Vielzahl von Einheiten gespalten. Diese Form der Schizophrenie, der ungesunde Zustand der Einheit des Egos, spiegelt den ungesunden Zustand der Zunge als Werkzeug des Unverständnisses wider.

Die in Frankreich lebende chinesische Komponistin Huihui Cheng und der in Bern lebende serbische Komponist Nemanja Radivojevic werden aus dem hessischen Text jeweils ein Stück für Harfe und Stimme komponieren.